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Das Vesakh- Fest ist die höchste Feier im Buddhismus und Hinduismus. An diesem Tag feiern Buddhisten und Hindus in vielen Teilen der Welt und vor allem natürlich in Asien den Geburtstag von Buddha. Dabei fällt der Tag, je nach verwendetem Kalendersystem, je auf ein anderes Datum, welches aber meist in unseren Monat Mai verortet ist. Das Vesakh Fest (auch Wesak oder Waisak) liegt aber wie alle wichtigen buddhistischen Feste auf einem Vollmondtag. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten an diesem Feiertag steht das Leben Buddhas, seine Lehren und die wichtigsten Stationen.

Die Ausgestaltung des Feiertages ist in den Ländern und Regionen sehr unterschiedlich. Ausgelassenes Feiern, religiöse Unterweisungen und Rezitation kanonischer Texte des Pali Kanons, das feierliche Waschen von Buddha-Statuen, das Freilassen von Vögeln, Lichterprozessionen oder auch die Verbindung des Vesakh mit anderen Festelementen wie den Drachentänzen in China sind nur eine Auswahl der vielen Möglichkeiten, Buddha zu huldigen und zu feiern. Wir wollen den höchsten Feiertag des Theravada-Buddhismus ein bisschen näher betrachten, seinen Ursprung und die Geschichte ergründen, und beschreiben, wie der Buddha-Geburtstag gefeiert wird. Kommen Sie mit uns auf eine wundervolle Reise nach Asien und lernen Sie Vesakh kennen.

Vesakh-Fest – Ursprung und Geschichte

Ursprünglich stammt das Vesakh-Fest aus dem Therawada-Buddhismus, der Schule der Älteren. Heute wird es von Buddhisten und Hinduisten in aller Welt feierlich begangen. Manche feiern nur den Geburtstag von Gautama Buddha, die meisten aber begehen den Tag zu Ehren der Geburt, der Erleuchtung und des vollkommenen Verlöschens und somit seinen Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburt, des Samsara, von Buddha. Bei den Feierlichkeiten wird in verschiedenster Weise dem Weg von Buddha von der Geburt über das Nirwana bis hin zum Parinirvana gedacht.

Auf der ersten Konferenz der Weltgemeinschaft der Buddhisten in Sri Lanka im Jahr 1950 wurde entschieden, Wesakh oder Vesakh als Geburtstag von Buddha zu feiern und man formalisierte das Fest. Aber natürlich war die zweite Vollmondnacht des vierten Monats des Lunisolar-Kalenders Pali term vesākha, auf den der Name des Festes zurückgeht, schon viele Jahrhunderte lang vorher Tradition in den buddhistischen Ländern und Glaubensgemeinschaften.

Ausbreitung des Vesakh Festes in ganz Asien

Ausgehend von Indien verbreitete sich der Buddhismus über die ganze Welt und so wurde natürlich auch der Buddha Geburtstag von vielen Kulturen und Ländern assimiliert. Daher kommt es auch zu den vielen unterschiedlichen Namen, die sich je nach Sprache in den Ländern voneinander unterscheiden. In Indonesien heißt das Fest nicht Vesakh, was auf den Sanskritnamen Vaiśākha zurückgeht, sondern Hari Raya Waisak. In Thailand begeht man den Wisakha Bucha und in Japan feiert man ihn als Wesakai sai. Stolpern Sie also nicht darüber, wenn wir nicht immer den Namen Vesakh verwenden, sondern auch ab und an einmal Waisak, das indonesische Wort, benutzen.

In der Resolution zur Formalisierung des Tages zum gesetzlich anerkannten Feiertag heißt es:

„Dass diese Konferenz der Weltgemeinschaft der Buddhisten, während sie ihre Wertschätzung für die gnädige Tat Seiner Majestät anerkennt, den Maharaja von Nepal dazu auffordert, den Vollmondtag von Vesak zu einem Feiertag in Nepal zu machen, bittet ernsthaft die Regierungschefs aller Länder in dem eine große oder kleine Anzahl von Buddhisten zu finden ist, um Schritte zu unternehmen, um den Vollmondtag im Monat Mai zu einem öffentlichen Feiertag zu Ehren des Buddha zu machen, der allgemein als einer der größten Wohltäter der Menschheit gefeiert wird.“

Im Jahr 1999 wurde Vesakh durch die Vereinten Nationen auch als internationaler Feiertag anerkannt.

Wasserschale mit Figur Übergießen mit wasser an Buddhas Geburtstag

Wie wird Vesakh gefeiert?

In den meisten Ländern beginnt das Vesakh-Fest damit, dass sich fromme Buddhisten und Anhänger des Buddhismus schon vor dem Morgengrauen in ihren Tempeln versammeln. In feierlichen Zeremonien wird nun Siddharta Gautama gepriesen und gehuldigt. Die buddhistische Flagge wird ehrenvoll erhoben und es werden Hymnen zur Lobpreisung des heiligen dreifachen Juwels gesungen. Das dreifache Juwel besteht aus dem Buddha, den Dharma (seinen Lehren) und den Sangha (seinen Jüngern).

Gläubige bringen oft einfache Opfergaben wie Blumen, Räucherstäbchen oder Kerzen mit und legen sie zu Buddhas Füßen. Die schnell vergehenden Gaben sollen verdeutlichen, dass nicht nur sie, sondern das ganze Leben vom Verfall und der Zerstörung geprägt ist.

In manchen Ländern werden die besonders eifrigen Jünger Buddhas an diesem Tag dazu angehalten, jegliche Tötungen zu unterlassen, also nur vegetarische Kost zu sich zu nehmen. In Sri Lanka, wo man Vesakh zwei Tage lang feiert, sind sogar Schlachthäuser und Spirituosengeschäfte an diesen Tagen geschlossen. Diese Auferlegungen gründen sich in den fünf sittlichen Geboten, die dem Buddhismus als Lebensregeln neben dem achtfachen Weg der Erkenntnis zugrunde liegen. Diese einzuhalten, strengen sich die Gläubigen vor allem an diesem höchsten Feiertag zu Ehren Buddhas, an.

Vielerorts werden Insekten, Tiere und vor allem Vögel in großen Mengen freigelassen. Dies soll ein symbolischer Akt der Befreiung sein, der denen, die in Gefangenschaft sind, gegen ihren Willen gefoltert und eingesperrt werden, die Freiheit zu gewähren. In manchen Ländern, wie in Singapur, ist jedoch diese Praxis verboten, da man befürchtet, dass die freigelassenen Tiere in der Natur nicht langfristig überleben werden und qualvoll sterben könnten. Zudem befürchtet man, wenn sie überleben, dass sie das Gleichgewicht des Ökosystems negativ beeinflussen könnten.

Oft werden die Buddha-Statuen auch gewaschen oder mit Wasser, welches extra in einem kleinen, mit Blumen geschmückten Becken aufgestellt wird, übergossen. Dieses Ritual steht symbolisch für die Reinigung des schlechten Karmas eines Praktizierenden. Viele Gläubige tragen an diesem Tag weiße Kleidung und fast immer finden große Prozessionen und Umzüge statt, die sich viele Stunden lang hinziehen können.

Was Vesakh noch bedeutet

Beim Vesakh-Fest geht es, wie prinzipiell im Buddhismus, doch weniger um den einzelnen Menschen und dessen Reinigung und Sittlichkeit, sondern vielmehr um die Toleranz Anderen und auch Andersgläubigen gegenüber, um Menschenliebe und Wohltätigkeit. Zentrale Punkte sind die Huldigung Buddhas und der Antrieb, anderen Menschen Glück zu bringen.

Anderen Glück bringen

An Vesakh ist es vor allem Sitte, sich besonders anzustrengen, den Unglücklichen Glück zu bringen. Es werden viele Geschenke, aber auch Bargeld an wohltätige Einrichtungen verteilt. So soll Kranken, Behinderten und Alten geholfen werden, ihre Tage in Glück und Zufriedenheit zu verbringen. Vesakh bedeutet aber auch, nicht den eigenen Gelüsten nachzugehen. Man solle sich nützlichen Aktivitäten wie dem Dekorieren und Ausleuchten von Tempeln hingeben. Es wird gemalt und so besondere Szenen aus Buddhas Leben dargestellt. Den Besuchern der Tempel werden Erfrischungen und vegetarisches Essen gereicht.

Huldigung an den Buddha

Wie genau dem Buddha zu huldigen ist, hat er durch seine Lehren und die überlieferten Geschichten im Prinzip selbst vorgegeben. Kurz bevor Buddha starb, weinte sein treuer Diener Adana gar bitterlich. Buddha tröstete ihn mit den Worten, dass er das Gesetz des Verfalls einfach akzeptieren müsste. Alle zusammengesetzten Dinge, also auch unser Körper, zerfallen irgendwann im Laufe der Zeit. Doch über diesen physischen Verfall muss man nicht weinen, denn die Lehre und Weisheit Buddhas lebt weiter. Die Dhamma-Wahrheit ist ewig und nicht dem Gesetz der Veränderung unterworfen.

Buddha betonte in dieser Szene auch, dass die Art und Weise ihm zu huldigen, nicht nur darin bestünde, Weihrauch, Lichter und Blumen darzubringen. Eher solle man aufrichtig danach streben, seinen Lehren zu folgen. Die Buddhisten sollen Vesakh dazu nutzen, ihre Entschlossenheit, das edle Leben zu führen, zu bekräftigen und zu untermauern. Güte soll praktiziert und der Menschheit Frieden und Harmonie gebracht werden.

Himmelslaternen zum Waisak-Fest

Wie feiert Indonesien Waisak?

In Indonesien feiert man Waisak, eine sprachliche Abwandlung des Festes Vesakh. Hier wird auch, wie in vielen asiatischen Ländern, nicht nur der Geburtstag, sondern auch die Erleuchtung und die Reise Buddhas in den Himmel zelebriert. In Indonesien beten die Mönche sehr viel an den Tempeln. Vor allem die beiden größten Tempel Indonesiens Candi Mendut und Candi Borobudur stehen bei den Feierlichkeiten im Mittelpunkt des Geschehens. Tausende Mönche meditieren hier und predigen Mantras, wobei sie den Tempel in einem Ritual, genannt Pradaksina, umkreisen. Einer der Schlüsselmomente an diesem Tag ist Pindapata, der Augenblick, in dem die Mönche die Indonesier um milde Gaben bitten.

Ein weiterer Höhepunkt ist das Freilassen der Himmelslaternen als Symbol für Licht und Erleuchtung. Wenn die Laternen im Nachthimmel, erleuchtet vom Vollmond, schweben, ist dies ein ganz besonderer und eindrucksvoller Moment. Vor diesem Ereignis tragen die Mönche Weihwasser als Zeichen der Demut und Flammen als Zeichen der Erleuchtung und des Lichtes von Ort zu Ort. In Indonesien feiert man den Waisak-Day seit dem Jahr 1983.

Tempel in Borobudur geschmückt für Vesakh

Vesakh-Feiern in anderen Ländern

Meyers Göttliches Meublement ist eher auf die indonesische Kultur spezialisiert. Doch wollen wir  noch einige Beispiele kurz anreißen, wie andere asiatische Länder und Kulturen den Vesakh begehen.

Malaysia

In Malaysia beginnen die Feierlichkeiten auch schon im Morgengrauen. Die Anhänger Buddhas treffen sich in den Tempeln und meditieren über die acht Pfade. Sie geben den Bedürftigen Essen und Weihrauch, zünden Räucherstäbchen an und beten. In safrangelb gekleidete Mönche singen die Sutren. In einer Kerzenprozession findet der Wesak-Day seinen Höhepunkt.

Singapur

In Singapur ist der Vesak-Tag seit 1955 ein Feiertag. Viele Petitionen gingen dieser Entscheidung voraus. Dafür strich man den Pfingstmontag als christlichen Feiertag. Die Zelebrierung ist ganz ähnlich derer anderer Länder und dauert oft zwei Tage an.

Japan

In Japan kennt man verschiedene Namen für das Vesakh-Fest, Kaributsue, Busshoue, Yokobutsue oder Hanaeshiki sind nur einige davon. Hier ist es aber kein offizieller Feiertag. In Abwandlung und Anpassung an die eigene Kultur und Tradition feiern die Japaner den Tag als den, an dem ein Drache am Himmel erschien und Soma über Buddha ergoss. Ein Drache soll auch Buddha bei seinen langen Meditationen unter bodhi-Baum mit seinem Körper vor Wind und Wetter geschützt haben. In Japan gießen die Anhänger Buddhas am Vesakh süßen Tee statt Wasser über die Statuen. Es gibt Zeremonien in buddhistischen Tempeln für Mönche, Nonnen und Laienbuddhisten.

Nepal

Im Nepal feiert man Vesakh in allen Teilen des Landes. Der Tag ist eher als Buddha Jayanti bekannt. Im berühmten Affentempel in Lumbini erreichen die Feierlichkeiten aber ihren Höhepunkt. Der Ort gilt als Geburtsort von Buddha. Im Tempel  Swayambhu, der sich der Sage nach selbst aus der Erde erhob, öffnen sich nur an diesem Tag die Pforten für alle Pilger und Gläubige. Tausende kommen hier zusammen, um dem Buddha zu huldigen.

Auch in Nepal ist der Tag ein offizieller Feiertag und durch die Hilfe für Bedürftige gekennzeichnet. Die Menschen spenden Lebensmittel und Kleidung und unterstützen Klöster, Schulen und andere Einrichtungen, in denen die Lehre Buddhas verbreitet wird.

Und mit dem Geburtsort Buddhas als Beginn der buddhistischen Lehre sind wir auch am Ende unserer Reise angekommen. Wir hoffen, Sie haben einiges Neues erfahren. Im Übrigen wird nicht nur in Asien das Vesakh-Fest feierlich begangen. Auch in Deutschland finden in vielen Städten Feierlichkeiten statt. Doch am schönsten ist es eben doch, einmal solch einen Tag zum Beispiel in Indonesien zu erleben.

 

Das Vesakh Fest – Buddhas Geburtstag
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