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Es gibt zwei sehr berühmte Tempelanlagen in Indonesien – Borobudur und Prambanan, Sie liegen gar nicht weit voneinander entfernt, sodass Sie unbedingt beide besichtigen sollten, wenn Sie in Indonesien sind. Dem größten buddhistischen Tempel Borobudur mit seinen herrlichen Buddha-Statuen und der fantastischen Architektur haben wir schon einen Blogbeitrag gewidmet. Heute wollen wir Sie in das hinduistische Heiligtum Prambanan entführen. Diese Tempelanlage ist der Gottheit Shiva gewidmet. Auch Prambanan ist wie Borobudur ein UNESCO Weltkulturerbe. Schauen wir uns doch den Tempel genauer an und entdecken seine einzigartige Schönheit gemeinsam.

Prambanan – Tempel volle Mythen und Legenden

Prambanan ist die größte hinduistische Tempelanlage in Indonesien und gehört zu den größten hinduistischen Tempeln in Südostasien. Im Jahr 1991 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. Erbaut hatte man den Tempelkomplex um das Jahr 850 herum, also etwas später als der nahegelegene Borobudur-Tempel. Man schätzt, dass Prambanan entweder unter Rakai Pikatan, einem König von Mataram, oder während der Sanjaya.-Dynastie unter Balitung Maha Sambu errichtet wurde. Ähnlich wie beim größten buddhistischen Tempel Borobudur scheint auch dieses hinduistische Heiligtum aber recht schnell wieder verlassen und sich selbst überlassen worden sein. Im Jahre 1549 trieb ein Erdbeben den Zerfall von Prambanan noch weiter voran. Wiederenteckt wurde der Tempel im Jahr 1811 von den englischen Kolonialherren.

Die Legende von Prambanan

Es ist, wie bei vielen anderen großen Tempeln nicht ganz sicher, wann der Tempel erbaut wurde und von wem. Daher kursieren oft einige Mythen und Legenden um die gewaltigen Bauwerke. Auch der Tempel Prambanan hat eine solche Legende, die wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten wollen.

Dieser Legende nach soll ein Prinz von einer Prinzessin, die ihn verschmähte, eine unlösbare Aufgabe gestellt bekommen haben. Um ihr Herz also dennoch zu gewinnen, stellte sich der Prinz der Aufgabe, in nur einer Nacht 1000 Tempel zu errichten. Mit der Hilfe von Dämonen schaffte es der Prinz 999 Tempel fertigzustellen und war kurz davor, auch den 1000. noch in derselben Nacht zu errichten. Das war der Prinzessin gar nicht recht und sie ersann eine List. Sie täuschte einen Sonnenaufgang durch die Entfachung gewaltiger Feuer am Horizont vor und erklärte die Aufgabe als nicht erledigt. So gedachte sie der Hochzeit noch zu entkommen. Der Prinz war darüber so verärgert, dass er sie in den tausendsten Tempel, der zugleich der größte war, verwandelte. Dieser Tempel ist der Prambanan.

Eine schöne Geschichte, doch wahrscheinlicher, wenn auch nicht so romantisch und sagenhaft, ist es wohl doch, dass gewöhnlich Menschen den Tempelkomplex erbaut haben.

Geschichte und Wiederaufbau des Tempels

Nach seiner Errichtung vor ungefähr 1200 Jahren war der Tempel alsbald ungenutzt, verfiel und wurde von der Natur überwuchert und wieder in Besitz genommen. Erst im Jahre 1918 begann der Wiederaufbau, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Eine gewaltige Aufgabe, die der an der Tempelanlage Borobudur gleicht. Unzählige verwitterte Steine und Formationen warteten auf ihre Wiedererweckung.

Die besondere Schwierigkeit liegt in der Auffindung der alten Steine und den korrekten Aufbau dieser an der ursprünglichen Stelle. Viele Steine wurden im Laufe der Jahre an anderen Gebäuden wiederverwendet.  Man hat sich entschlossen, nur solche Gebäude wieder zu errichten, bei denen man noch mindestens 75 Prozent der alten Steine wiedergefunden hat und verwenden kann. Wenn Sie die Anlage erkunden, werden Sie also viele, vor allem kleinere Gebäude, nur in ihren Grundmauern stehen sehen. Aber auch dies hat seinen besonderen Reiz. Das Hauptgebäude des Tempels wurde im Jahr 1953 wieder in altem Glanz hergerichtet.

Die Macht der Naturgewalten und erneute Zerstörung

In Indonesien spürt man deutlich die Macht der Natur. Unzählige aktive Vulkane sind hier zu finden und Erdbeben gehören zum Alltag. Ein solches Erdbeben zerstörte auch am 27. Mai 2006 den herrlichen Tempel, in den so viel Arbeit gesteckt wurde, erneut. Um das Ausmaß der schweren Beschädigungen abmessen zu können, war die Anlage für mehrere Wochen für Besucher geschlossen.

Seitdem laufen nun wieder umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Doch einige Gebäude erlitten durch das schwere Beben auch strukturelle Schäden, darunter auch die Candi Vishnu, Garuda und Brahma. Die Schreine für Vishnu und Brahma sind wieder betretbar. Der Shiva-Schrein ist leider immer noch für Besucher gesperrt, da er einsturzgefährdet ist. Zwischenzeitlich kommt es immer wieder vor, dass Ausnahmen gemacht werden und man den Shiva-Tempel mit einem Helm betreten darf. Hoffen wir, dass auch dieser noch gerettet werden kann.

Der Aufbau des Tempelkomplexes Prambanan

Prambanan ist nicht nur ein einzelner Tempel, sondern eine gewaltige Anlage mit mehreren Gebäuden. Der gesamte Komplex setzt sich aus acht Haupttempeln zusammen. Dazu kommen mehr als 250 kleinere Tempel und Schreine, die um diese Hauptschreine herum errichtet sind. Die drei größten Tempel, die auch heilige Orte genannt werden und exakt in einer Nord-Süd-Achse angeordnet sind, sind besonderen Gottheiten geweiht. Einer dem Gott Shiva, dem Zerstörer, ein zweiter dem Gott Vishnu, dem Bewahrer und der dritte dem Gott Brahma, dem Bewahrer. Damit entspricht der Aufbau auch der hinduistischen Göttertrinität, der Grundstruktur Trimuti. Sie finden die Aufnahme dieser Grundstruktur auch in vielen weiteren hinduistischen Tempeln in Indonesien, zum Beispiel in Pura Besakit in Bali.

Prambanan Tempel Detailansicht

Die Architektur des Tempels Prambanan

Den Tempelkomplex Prambanan erkennen Sie schon von weitem durch seine besondere Architektur. Die spitz zulaufenden Türme als charakteristische Form hinduistischer Tempel sind schon in der Ferne deutlich zu sehen. Das Hauptgebäude ist 47 Meter hoch und wenn Sie etwas näherkommen, können Sie dann auch die um das Gebäude herum angeordneten kleineren Tempel sehr gut erkennen. Alle Gebäude sind eindrucksvoll verziert, unzählige Flächenreliefs schmücken die Anlage. Sie beginnen am östlichen Tor und stellen in ihrem Verlauf die Geschichte der Ramayana Sage und Szenen des täglichen Lebens dar. Davon sind einige übrigens ziemlich freizügig. Von Osten nach Westen sollten Sie den Tempel auch besichtigen, entgegen dem Uhrzeigersinn. Den richtigen Weg durch den Tempelkomplex nennt man auch Pradaksina.

Der Komplex ist im Wesentlichen in drei Bereiche aufgeteilt, die die Ebenen der Menschen, der niederen Götter und der wichtigsten Götter darstellen. Einen ähnlichen Aufbau in solchen Ebenen finden Sie auch im Tempelkomplex Borobudur. Lesen Sie gern unseren Beitrag hier im Blog von Meyer’s Göttlichem Meublement.

Der äußere Bereich

Der äußere Bereich von Prambanan ist definiert durch eine große Freifläche rund um die Gebäude. Das ist die Ebene der normalen sterblichen Menschen. Doch auch Dämonen und Tiere finden in diesem Bereich ihren Lebensraum.Der tanzende Shiva Bronzegussfigur

Der Bereich in der Mitte

Im mittleren Bereich finden Sie 224 völlig identische Schreine. Sie sind in vier Reihen angeordnet und symbolisieren den Raum für das heilige Volk der Asketen und den niederen Göttern. Hier wurden dem König Opfergaben dargebracht und es ist eine heilige Meditationsstättte.

Der innere Bereich

Der innerste Bereich der Tempelanlage Prambanan ist zugleich auch der heiligste Bereich. Hier stehen die wichtigsten Tempel und Schreine und auch die drei Haupttempel von Shiva, Vishnu und Brahma mit den dazugehörigen Schreinen für ihre Fahrzeuge.

 

Tipps zur Besichtigung des Tempels Prambanan

Da die beiden herausragenden Tempelkomplexe Prambanan und Borobudur nicht weit voneinander entfernt liegen, empfehlen wir Ihnen, beide an einem Tag zu besuchen. Wollen Sie die anderen Sehenswürdigkeiten rund um Prambanan, die wir Ihnen weiter unten noch vorstellen, auch noch anschauen, dann teilen Sie die Besuche der beiden Tempel doch lieber auf zwei Tage auf. Es geht ja nicht darum, einen Sightseeing-Marathon zu gewinnen, sondern um das Erkennen und Genießen der Schönheit der Tempel und ihrer Umgebung.

Lage und Anreise

Prambanan liegt nicht weit entfernt von der Stadt Yogyakarta. Man kann den Tempelkomplex mit dem Bus oder einem Auto gut erreichen. Mit dem Bus dauert es allerdings ein bisschen länger. Etwa anderthalb Stunden müssen Sie dann für die Anfahrt einrechnen.

Preise und Zeiten

Der Eintrittspreis für die Anlage beträgt umgerechnet circa 15 Euro. Allerdings gibt es auch ein Kombiticket für Prambanan und Borobudur, wodurch beide Besichtigungen etwas günstiger werden. Rechnen Sie jeweils einen halben Tag für jeden Komplex ein, wenn Sie neben den Haupttempeln auch die kleineren und die Bereiche drum herum noch genießen möchten.

Entscheiden Sie sich für einen Besuch beider Anlagen an einem Tag, empfehlen wir Ihnen, zuerst den Borobudur-Tempel in den frühen Morgenstunden zu genießen und dann Prambanan in seinem Glanz beim Sonnenuntergang zu bewundern. In der Mittagszeit lohnt es sich, Nebengelände anzuschauen und zwischen den Tempeln zu rasten, denn die Sonne brennt unbarmherzig auf die alten Steine. Für die Besichtigung des Haupttempels von Prambanan planen Sie unbedingt rund eine Stunde ein, für den Rest der Anlage circa zwei Stunden.

Sehenswürdigkeiten in der Nähe des Tempels Prambanan

Rund um die beeindruckende Tempelanlage Prambanan gibt es natürlich noch viel mehr zu entdecken. Das Gebiet um Yogyakarta hat eine Vielzahl von sehenswerten Tempeln, aber auch eine atemberaubende Natur, die es zu entdecken gibt. Viele Vulkane säumen das Gebiet und wunderschöne, fast noch vollständig intakte Flora und Fauna wird Sie begeistern. Einige Orte wollen wir Ihnen noch ans Herz legen, ehe Sie wieder weiterziehen.

Candi Plaosan

Rund zwei Kilometer östlich von Prambanan finden Sie den buddhistischen Tempel Candi Plaosan. An diesem Ort können Sie eindrucksvoll die Wechselwirkung zwischen Hinduismus und Buddhismus auf Java im 9. Jahrhundert erkunden. Damals bekannte sich die Frau des hinduistischen Herrschers zum Buddhismus. Szenen aus dieser Zeit sind in den prachtvollen Reliefs des Tempels erhalten.

Candi Sojiwan

Candi Sojiwan liegt ungefähr 4,5 Kilometer entfernt von Prambanan. Es ist eine kleine Tempelanlage, die von einem wunderschönen Park umsäumt wird.

Candi Sabisari

Der Candi Sabisari ist ein kleiner hinduistischer Tempel, der noch älter als Prambanan ist. Man entdeckte ihn erst im Jahr 1966. Er war unter Unmengen vulkanischer Asche und üppiger Vegetation versteckt. Es wird vermutet, dass dieser kleine Tempel nur ein Teil einer weitaus komplexeren Tempelanlage ist, die man noch freilegen muss.

Krator Ratu Buko

Im Süden von Prambanan, ungefähr drei Kilometer entfernt, befindet sich ein Schloss, von dem aus sie wundervolle Fotografien der Umgebung machen können, denn es liegt etwas erhöht. Auch die Tempelanlage Prambanan können Sie sehen und so tolle Aufnahmen von oben machen.

 

Der Tempel Prambanan – riesiges Puzzle aus Stein
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