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Das islamische Opferfest Eid al-Adha ist das höchste islamische Fest und nicht nur in Indonesien ein gesetzlicher Feiertag, sondern überall in der muslimischen Welt. In diesem Jahr beginnt es am 21. August – Grund genug für uns, einen Artikel darüber zu schreiben und Ihnen das Fest etwas genauer vorzustellen.

Eid al-Adha

Eid al-Adha, das Opferfest, ist das wichtigste Fest im Islam. In Indonesien ist es auch unter dem Namen Idul Adha bekannt, in der Türkei als Kurban Bayram. Es findet immer im zwölften und damit letzten Monat des islamischen Jahreskreislaufs statt.

Der islamische Kalender

Der islamische Kalender ist, anders als unser gregorianischer Kalender, kein Sonnen-, sondern ein Mondkalender. Auch das Mondjahr hat zwölf Monate, die allerdings um ein bis zwei Tage kürzer sind als die des Sonnenjahrs. Somit ist ein Mondjahr nur 354 Tage lang. Ein neuer Monat beginnt immer dann, wenn eine religiöse Autoritätsperson erstmals nach Neumond die dünne Mondsichel sichtet – ein Phänomen, das man als „Neulicht“ bezeichnet.

So ist es auch zu erklären, dass Eid al-Adha wie auch andere islamische Feste, zum Beispiel das Fastenbrechen Eid al-Fitr, nicht jedes Jahr am selben Datum stattfindet. Von Jahr zu Jahr verschiebt es sich etwa um elf Tage nach vorne. Im Jahr 2017 begann es am Abend des 31. August; in diesem Jahr kann es der 21. oder der 22. August sein – je nachdem, wann das Neulicht zuerst gesichtet wird. Da sich die Sichtbarkeit des Mondes je nach Beobachtungsort verschiebt, kann auch das genaue Datum von Eid al-Adha von Land zu Land variieren.

Dhū l-Hiddscha, der Pilgermonat

Eid al-Adha fällt in die Mitte des zwölften Monats des islamischen Jahreskreislaufs, des Dhū l-Hiddscha. In diesem Monat findet traditionell der Haddsch statt, die Pilgerfahrt nach Mekka. Das Opferfest beginnt am 10. Tag dieses Monats und endet mit dem Sonnenuntergang des 13. Tages. Die genaue Dauer der Festlichkeiten variiert von Land zu Land.

Der Haddsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, ist die fünfte Säule des Islam. Es ist das Ziel eines jeden gläubigen Moslems und einer jeden gläubigen Muslimin, einmal im Leben nach Mekka zu fahren und dort zu beten. Mekka liegt im heutigen Saudi-Arabien. Im Zentrum der dortigen Heiligen Moschee steht die Ka’aba, das zentrale Heiligtum des Islams. Diese Wallfahrt ist im Koran eine Pflicht, die jedoch nur von denjenigen Menschen verlangt wird, die es sich gesundheitlich und finanziell leisten können, diese Reise zu unternehmen. Sie kann nur während bestimmter Tage im Jahr durchgeführt werden, nämlich zwischen dem 8. und dem 12. Tag des Dhū l-Hiddscha. Das Opferfest bildet einen Höhepunkt dieser Reise: Am 10. Tag des Pilgermonats werden Opfertiere geschlachtet. Nur einen kleinen Teil des Fleisches behalten die Pilger für sich – den Rest verteilen sie unter den Bedürftigen und Armen.

Zwar sind die Pilgerfahrt und das Opferfest allein schon kalendarisch untrennbar miteinander verbunden. Doch während die Wallfahrt ein großes Privileg ist, das sich nicht alle Menschen leisten können, ist das Opferfest Eid al-Adha – der höchste islamische Feiertag – für alle da.

Die Bedeutung des Opferfestes

Aber was wird an Eid al-Adha eigentlich gefeiert?

Die dem Opferfest zugrundeliegende Geschichte ist auch in der jüdischen und christlichen Tradition bekannt. Es geht um den Propheten Ibrahim – im Alten Testament Abraham -, dessen Glaube Gott einer harten Prüfung unterzieht.

Gott verlangt von Ibrahim einen Glaubensbeweis und fordert von ihm, dass er seinen eigenen Sohn opfert. Nach islamischer Auffassung war es allerdings nicht Isaak, der geopfert werden sollte, sondern Ismael, ein weiterer Sohn Ibrahims. Ismael gilt als Stammvater der Araber und als Vorfahr des Propheten Mohammed. Ibrahim gehorcht. Doch in dem Moment, in dem Ibrahim sein Messer zückt, um seinen Sohn zu opfern, schreitet ein Engel Gottes ein – in der jüdisch-christlichen Tradition ist es der Erzengel Gabriel – und verhindert die Tötung Ismaels im letzten Augenblick. Anstelle seines Sohnes opfert Ibrahim ein Tier, das Gott ihm anbietet. Er tut das nicht allein, sondern mit seinem Sohn Ismael zusammen und im Kreise von Freunden und Bedürftigen, voller Dankbarkeit gegenüber Gott, der so viel Gnade gezeigt hat.

Ibrahim gilt als einer der wichtigsten Propheten im Islam und außerdem als Begründer des Kults an der Ka’aba in Mekka. Die Ka’aba wurde nach islamischer Überlieferung von Adam erbaut und von Ibrahim – zusammen mit seinem Sohn Ismael – als Wallfahrtsstätte wiedererrichtet.

Die Feierlichkeiten

Um Gott ihren Respekt zu erweisen, ist es bei den Moslems üblich, nach Ibrahims Vorbild Tiere zu opfern – meist Schafe, Ziegen oder Kühe. Das Fleisch wird in drei Teile aufgeteilt. Das erste Drittel ist für die Familie bestimmt, das zweite für Freunde, Verwandte und Nachbarn, und das dritte wird an die Armen gespendet und an die Menschen, die es sich nicht leisten können, selbst ein Tieropfer darzubringen. Anders als beim Eid al-Fitri ist es nicht üblich, das Fleisch – die Gabe (Eid) – etwa durch Geldspenden zu ersetzen, sondern bei Eid al-Adha steht der Gemeinschaftsgedanke im Vordergrund. Neben der Huldigung Gottes geht es darum, gemeinsam zu essen und sich mit den anderen Menschen zu verbinden – oft auch mit solchen, mit denen man das Jahr über kaum Gelegenheit hatte, zu reden.

Eid al-Adha in Indonesien

Indonesien ist ein ethnisch und sprachlich vielfältiges Land, besitzt aber eine muslimische Bevölkerungsmehrheit. Tatsächlich ist Indonesien das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt – sie zählt 200 Millionen Menschen.

Der Grundgedanke des Opferfestes ist die Verbundenheit aller Menschen nicht nur untereinander, sondern auch mit Gott. Der Höhepunkt dieses Festes findet gleich am ersten Tag statt, der auch das Ende der Wallfahrt nach Mekka markiert. Dieser Tag beginnt mit einem heiligen Gebet. Alle ziehen sich ihre besten Kleider an, und nicht nur die Männer besuchen die Moschee, sondern auch die Frauen werden dazu ermutigt. Da es in den großen Städten oftmals nicht genug Platz in den Moscheen gibt, versammeln sich die Gläubigen auch in Parks und auf Feldern, um ihr Gebet zu sprechen. Nach dem Gebet nutzen viele die Gelegenheit, mit denjenigen in Kontakt zu treten, für die sie vorher keine Zeit hatten. Das gehört zur Tradition von Eid al-Adha.

Große Moschee in West Acveh in Indonesien

Der Hauptakt des Opferfestes

Später am Tag findet der eigentliche Hauptteil des Opferfestes statt: das rituelle Schlachten und Verspeisen der Opfertiere in Gedenken an Ibrahim und seinen Sohn Ismael. In den Straßen Jakartas und anderer Städte sind viele Stände zu sehen, an denen lebende Tiere zum Verkauf angeboten werden. Natürlich werden diese nicht irgendwie geschlachtet, sondern sie werden geschächtet, also nach islamischem Ritus per Halsschnitt getötet. Das garantiert, dass das Fleisch halal ist, also den islamischen Speisevorschriften genügt. Auch müssen die Tiere ein bestimmtes Alter erreicht haben, sonst sind sie als Opfer unbrauchbar. Das Ziel des rituellen Schlachtens ist es, das Leid der Tiere möglichst gering zu halten.

Die Dreiteilung des Fleisches ist freiwillig und wird trotzdem von den meisten Moslems so praktiziert. So wird sichergestellt, dass auch die Ärmsten an Eid al-Adha teilnehmen können. Der Rest des Tages ist dem gemeinsamen Essen mit Familie und Freunden gewidmet.

Das Opferfest symbolisiert die Verbundenheit mit Gott, denn Ibrahim war dazu bereit, Gott das größte aller Opfer darzubringen – seinen Sohn. Gott verhindert dieses Opfer und zeigt damit, dass man niemals ein menschliches Leben opfern sollte – besonders nicht im Namen Gottes. Bei Eid al-Adha geht es also auch um die Heiligkeit des Lebens und darum, Dinge, die uns wichtig sind, zu opfern, um den Bedürftigen zu helfen.

Eid al-Adha während Ihres Urlaubs

Falls das Opferfest in dieselbe Zeit fällt, in der sie Ihren Urlaub in Indonesien geplant haben, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Restaurants und Geschäfte haben an Eid al-Adha geöffnet, und Sie brauchen diesbezüglich mit keinen Einschränkungen zu rechnen.

Da die Bevölkerungsmehrheit in Indonesien muslimisch ist, werden Sie nicht weit von den Feierlichkeiten entfernt sein. Sie können die Gläubigen beim Gebet in den Parks und auf den Plätzen beobachten. Da es bei diesem Fest um die Verbundenheit aller Menschen geht, ist es auch für Nicht-Moslems offen. Wenn Sie Glück haben, werden Sie sogar zum Essen eingeladen.

Eid al-Adha – das islamische Opferfest
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