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Das muslimische Fest des Fastenbrechens findet immer direkt nach dem Fastenmonat Ramadan statt. Im Türkischen heißt das Fest Ramazan oder auch Zuckerfest, in Indonesien nennt man es Idul Fitri bzw. Lebaran. Weitere Namen sind Eid al Fitr oder arabisch ʿĪd al-Fiṭr. So unterschiedlich wie die Namen ist auch die Länge des Festes. Zwischen zwei und vier Tagen dauern die Feierlichkeiten an. In Indonesien zum Beispiel sind zwei Tage für das Idul Fitr vorgesehen. Allen gemeinsam ist, dass der erste Tag des Festes der Höhepunkt ist. Wir wollen uns in diesem Beitrag etwas genauer mit dem Zuckerfest, seiner Bedeutung, dem Termin und dem Ablauf, beschäftigen.

Idul Fitri oder das türkische Zuckerfest

Die Muslime orientieren sich bei der Terminierung ihrer Feiertage nicht nach dem gregorianischen Kalender wie wir, sondern nach dem Mondkalender. Deswegen hat das Festjahr der Muslime nicht 365, sondern 354 Tage.  So kommt es auch, dass sich das Zuckerfest oder Idul Fitri jedes Jahr um elf Tage nach vorne verschiebt. Im Jahr 2017 beispielsweise feierte man es vom 25. bis 27. Juni, im Jahr 2018 fällt das Zuckerfest auf den 14. bis 17. Juni, je nachdem, wie lange gefeiert wird. Der Beginn allerdings ist in allen Regionen am gleichen Tag, dem der Sichtung des Neulichtes nach dem Neumond.

Die Bedeutung des großen Fastenbrechens

Das Idul FItri oder Zuckerfest ist nach dem Opferfest das zweitwichtigste Fest der Muslime. Die Gläubigen feiern das Ende des entbehrungsreichen Fastenmonats Ramadan. Sie danken Gott dafür, dass sie  die Zeit durchgehalten haben und ihre religiöse Pflicht zum Fasten mit viel Kraft und Ausdauer ausgeführt haben. Es gilt auch als das Fest der Versöhnung, denn die Menschen bitten auch um Vergebung wegen eventueller Verstöße während des Ramadan. Doch ist die Geste der Vergebung  nicht nur auf diese beschränkt. In vielen Regionen, wie zum Beispiel in Indonesien, wird die Bitte um Verzeihung für Fehler auch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen ausgeweitet.

Ausgelassenheit, Gebet und Süßes zum Zuckerfest

Schon einige Tage vor dem Zuckerfest beginnen die Menschen mit den Vorbereitungen. Es werden Festtagskleider gekauft und zurechtgelegt, das Haus wird sorgfältig geputzt und aufgeräumt. Es werden viele Köstlichkeiten eingekauft, denn zum Idul Fitri wird so richtig geschlemmt. Ehe jedoch die großen Feiern, oftmals im Kreise der Familie, zu der man dann reist, beginnt, sind noch zwei ganz wichtige Dinge zu erledigen.

Das Festgebet ṣalāt al-ʿīd

Zum einen muss die zakāt al-fiṭr entrichtet werden. Es ist eine Läuterungsgabe an die Armen, mit der sich die Gläubigen von ihren Sünden reinigen. Grundnahrungsmittel wie Datteln, Rosinen, Reis und Milchprodukte werden den Armen gegeben. In den westlichen Ländern wie in Deutschland wird diese Pflicht meist in Form von Geldspenden erfüllt. Zum anderen trifft man sich am ersten Tag des Festes zum gemeinsamen Gebet. Etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang findet diese wichtigste religiöse Pflicht statt.

Das Besondere an diesem Festgebet ist sein Ort, denn fast immer findet es an einem offenen Gebetsplatz, also unter freiem Himmel, statt. Schon Mohammed soll sich mit einer Prozession zu einem solchen Platz außerhalb Medinas begeben haben, um zum Beginn des Idul Fitri zu beten. Es gibt keinen Ruf zu diesem Gebet, wie es sonst üblich ist. Und noch etwas ist beim Festgebet zum Zuckerfest anders: die Predigt schließt sich an das Gebet an und beendet es. Beim normalen Freitagsgebet ist es andersherum.

Ausgelassene Feiern

Nachdem die religiösen Pflichten erledigt sind, beginnen die sozialen Aktivitäten und die ausgelassenen Feiern. Der erste Tag ist der Familie gewidmet. Man besucht die Verstorbenen, es wird viel gegessen, zumeist Süßes. So entstand auch die türkische Bezeichnung Zuckerfest. Die Muslime legen sehr viel Wert auf ehrenvolle Taten, weswegen sehr viel der Köstlichkeiten auch an Bedürftige gegeben wird. Doch man macht sich auch gegenseitig Geschenke aller Art. In Malaysia zum Beispiel bekommen die Kinder traditionell Geld in Papiertüten geschenkt. In anderen Regionen sind es vor allem Süßigkeiten. Im Kreise der Familie finden viele Festmahle statt. Oft beginnen die Familien schon am Abend des letzten Ramadan-Tages mit einem üppigen Mahl. Nach dem morgendlichen Festgebet wird wieder groß geschlemmt und am Abend noch einmal.

Süßigkeiten zum Zuckerfest

Wie wird Idul Fitri in Indonesien gefeiert?

Auch in Indonesien wird mit einem Fest das große Fasten beendet. Hier heißt es nicht Zuckerfest, sondern Idul Fitri. Das Fest gehört zu den muslimischen Feiertagen und ist auch ein nationaler Feiertag in Indonesien. Für Indonesien recht unüblich, bekommt man an diesem Tag oder auch zwei Tagen, sogar gesetzlich vorgegebenen bezahlten Urlaub. Das zeigt die große Bedeutung des Idul Fitri in der Kultur des Landes. Zuckerfest heißt es, wie oben schon beschrieben, weil das Ende der Fastenzeit mit vielen Schlemmereien und Süßigkeiten begangen wird. Auch in Indonesien schenken die Erwachsenen vielen Kindern an diesem Tag Süßes. Insgesamt aber werden an diesem Fest vor allem Geld und neue Sachen zum Anziehen verteilt. Diesen Brauch kann man direkt in den Läden und Geschäften in Indonesien beobachten, denn kurz vor und während des Idul Fitri oder auch Lebaran, sind diese total überfüllt. Besonders gefragt sind Schuhe, muslimische Kleidung und Kopfbedeckungen.

Der Ablauf der Feierlichkeiten an Lebaran

Der Feiertag Idul Fitri beginnt mit dem traditionellen gemeinschaftlichen Beten. Das findet aber nicht in einem Tempel oder einer Moschee statt, sondern unter freiem Himmel. Dieses Gebet gilt als Abschluss des Ramadan. Danach beginnt eine große Reise- und Besuchswelle. Die Menschen nutzen die freien Tage und den bezahlten Urlaub dafür, ihre Verwandten und Freunde auf dem Land zu besuchen. Hier trifft man sich, feiert und es wird viel gegessen. Die Menschen wünschen sich einen frohen Eid Mubarak bzw. Selamat Idul Fitri und bitten um Verzeihung für ihre physisch und emotional begangenen Fehler. Im Anschluss besuchen sie gemeinsam auch die schon verstorbenen Verwandten an ihren Gräbern. In der Nacht vor Idul Fitri finden in vielen Gegenden bunte Paraden auf den Straßen statt und es werden Feuerwerke gezündet. Am Abend finden sehr viele Theater-, Tanz- und Musikdarbietungen statt. Die Nacht strahlt hell im Schein vieler Kerzen, die Fackeln ähneln.

In vielen deutschen Städten und Gemeinden wird ebenfalls das Fest des Fastenbrechens gefeiert. Vereine und muslimische Organisationen richten die Feste aus. So kommt ein Stück der südostasiatischen Kultur auch in unsere Breiten. Gehen Sie ruhig einmal auf solch ein Fest, genießen Sie die ungezwungene Ausgelassenheit und natürlich auch das gute Essen mit Freunden und Menschen, die vielleicht neue Freunde werden.

 

Idul Fitri – das große Fest des Fastenbrechens
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